Nachlese zur DCUG TecCon in Kassel
von Holger Hespelein
Gipfeltreffen der Citrix-Community mit
vielen spannenden Diskussionen
Erfolgreiche Premiere für die DCUG TecCon: Zum ersten Mal hatte die Deutschsprachige Citrix User Group (DCUG) zu einer zweitägigen Community-Konferenz nach Kassel eingeladen – und mehr als 160 Experten von Unternehmen, Dienstleistern und Technologieherstellern nahmen an der Veranstaltung im Kongress Palais Kassel teil. Networking und Erfahrungsaustausch standen im Fokus der DCUG TecCon – und natürlich die Frage: Wie sieht die Zukunft von Citrix-Infrastrukturen in Unternehmen aus?
Seit der Gründung der Deutschsprachigen Citrix User Group (DCUG) im Herbst 2013 hat sich einiges getan: Aus der als Online-Plattform gestarteten Initiative ist mittlerweile eine sehr lebendige Community mit regelmäßigen Veranstaltungen geworden. Bei den DCUG-Roundtables in Deutschland, Österreich und der Schweiz treffen sich etwa alle zwei Monate Citrix-Anwender und technische Spezialisten von IT-Dienstleistern, um über aktuelle Entwicklungen und neue Technologien im Citrix-Umfeld zu diskutieren. „Die gut besuchten Roundtables haben uns gezeigt, dass es ein großes Interesse an herstellerunabhängigem fachlichen Austausch gibt – gerade in einer Phase, in der sich Citrix als Unternehmen auf vielen Ebenen neu ausrichtet“, sagt DCUG-Gründer Roy Textor von der textor IT. „So entstand die Idee, erstmals eine zweitägige Community-Konferenz ins Leben zu rufen.“
Am 21. und 22. November 2016 war es nun soweit: Mehr als 160 IT-Experten kamen zur ersten DCUG TecCon im Kongress Palais Kassel zusammen. Das Event-Team der DCUG hatte für die Konferenz ein umfangreiches Programm mit rund 40 Sessions und Workshops auf die Beine gestellt. Zu den Referenten zählten neben bekannten Citrix Technology Professionals (CTPs) und Microsoft MVPs wie Dr. Bernhard Tritsch, Nicholas Dille und Jeroen van de Kamp auch zahlreiche IT-Verantwortliche aus Anwenderunternehmen. Unter anderem berichteten Citrix-Kunden wie DB Systel, die Grimme Landmaschinenfabrik und die Universität Kassel über ihre aktuellen Projekte und Erfahrungen.
„Ohne die Hilfe unserer Partner und Sponsoren wäre eine derartige Veranstaltung nicht möglich gewesen“, betonte Roy Textor in seiner Keynote zum Auftakt der Konferenz. Mehr als 15 Technologie- und Lösungsanbieter aus dem Citrix-Umfeld beteiligten sich als Sponsoren und präsentierten in der großen Ausstellung im Kolonnadenfoyer ihre neuesten Angebote. Die Liste der Veranstaltungspartner reichte von Herstellern wie Bitdefender, Nutanix und Unitrends bis zu den Trainingsanbietern ADN und Arrow ECS. Auch Citrix unterstützte die DCUG TecCon mit Vorträgen und einem Demo-Stand, trat allerdings nicht als offizieller Sponsor in Erscheinung.
Endanwender im Fokus: „It’s all about user experience“
Ein inhaltlicher Schwerpunkt, der sich wie ein roter Faden durch das Programm zog, war das Thema „User Experience“. In zahlreichen Sessions zeigten die Experten auf, wie Administratoren heute die Anwendungsperformance und den Benutzerkomfort in Citrix-Umgebungen weiter optimieren können. So ging es beispielsweise im Vortrag von Lakeside Software um System Monitoring und Workspace Analytics in XenApp/XenDesktop-Infrastrukturen. Mit Lakeside SysTrack können Administratoren alle 15 Sekunden mehr als 10.000 unterschiedliche Datenpunkte auf jedem Endpoint auslesen. Mit diesen gesammelten Telemetriedaten lassen sich nicht nur aktuelle Leistungsindikatoren ermitteln, sondern auch zukünftige Systemänderungen planen.
Im Vortrag „User Experience Matters“ von RES und vast limits drehte sich alles um die Beschleunigung der Benutzeranmeldung. Oliver Lomberg zeigte, wie IT-Abteilungen mittels RES ONE Workspace das Verhalten von User Environment und Profilen für Anwender optimieren können. Belastbare Aussagen zu den tatsächlichen Reaktionszeiten und Einblicke in die entsprechenden Metriken liefert das Tool uberAgent von vast limits, das Timm Brochhaus vorstellte.
Auch im Druckbereich besteht in vielen XenApp/XenDesktop-Umgebungen noch Optimierungspotential. UniPrint.net präsentierte mit der UniPrint Infinity™ Suite eine Drucklösung, die auf einem patentierten PDF-basierten Universal Printer Driver (UPD) basiert. UniPrint™ konvertiert und verschlüsselt Druckdaten in viel kleinere PDF-Druckaufträge, die eine schnelle Datenübertragung und sicheres Drucken über mehrere Plattformen ermöglichen – ganz gleich, welche (mobilen) Endgeräte die Anwender benutzen.
Die Sessions von Control Up, FSLogix und dem Citrix-Anwender MARKANT beschäftigten sich ebenfalls mit der Frage, wie das Arbeiten mit virtuellen Applikationen und Desktops heute noch komfortabler und performanter gestaltet werden kann. Nicht immer sind dazu Tools von Drittanbietern nötig. Markus Zehnle von MARKANT erläuterte beispielsweise, an welchen Stellschrauben Administratoren drehen können, um das Beste aus ihrem Virtual Desktop Agent zu holen. Citrix selbst zeigte zudem in mehreren Sessions, welche Grafik-Performance mittlerweile in virtuellen Umgebungen möglich ist: Gemeinsam mit NVIDIA stellte das Unternehmen Lösungen für die GPU-Virtualisierung vor, von denen nicht nur CAD-Entwickler, sondern auch die Anwender aktueller Office-Anwendungen profitieren.
Workshops, Ask-the-Expert, Demo-Labs, Speed Networking
Neben dem Vortragsprogramm gab es auf der TecCon auch zahlreiche interaktive Angebote. Sehr gefragt – und teilweise bereits vor der Konferenz ausgebucht – waren die Ask-the-Expert-Sessions zu Themen wie Citrix NetScaler, Hyperkonvergenz, Thin Client Computing und GPU-Virtualisierung. Die Teilnehmer hatten hier die Möglichkeit, offene Fragen aus aktuellen Projekten mit ausgewiesenen Experten zu klären. Konkretes Praxiswissen wurde auch in den Workshops und Labs vermittelt. Hier konnten sich Interessenten unter anderem über die App-V Paketerstellung für XenApp und XenDesktop informieren und erste Erfahrungen mit der Windows Container-Technologie sammeln. Beim Speed Networking ging es schließlich darum, in kurzer Zeit Kontakte zu anderen Konferenzteilnehmern zu knüpfen – ein spannendes Format, durch das viele anregende Gespräche angestoßen wurden.
Natürlich wurde in vielen Sessions und Panel-Runden auch darüber diskutiert, wie es in Zukunft mit Citrix weitergeht. Allgemeiner Tenor der Teilnehmer: Citrix ist wieder auf Kurs und hat verstanden, was die Kunden heute und in Zukunft vom Unternehmen erwarten. Die FlexCast Management Architecture (FMA) von XenApp/XenDesktop 7.x bietet mittlerweile nahezu Feature-Parität gegenüber der klassischen IMA-Welt. Mit Zone Preference and Failover wurde jetzt ein weiteres Feature von XenApp 6.5 auf die aktuelle Architektur portiert. Gleichzeitig liefert Citrix jetzt in sehr kurzen Zeitabständen neue Produkt-Releases mit zusätzlichen Funktionen. Positiv bewertet wurde auch die Strategie des Long Time Service Release (LTSR): Kunden haben jetzt die Wahl, ob sie alle neuen Updates für XenApp/XenDesktop einspielen wollen oder ihre Umgebung lieber über einen längeren Zeitraum mit der stabilen LTSR-Version betreiben (mit garantiertem Support von bis zu zehn Jahren).
Dem Umstieg auf Windows Server 2016 blicken die meisten Citrix-Kunden relativ gelassen entgegen. Citrix unterstützte das neue Betriebssystem ab dem ersten Tag – und viele TecCon-Teilnehmer wollen schon in Kürze die Migration angehen. „Aus Architektur-Sicht ist der Sprung von Windows Server 2012 auf Windows Server 2016 deutlich kleiner als von Windows Server 2008 R2 auf Windows Server 2012“, erklärte Dr. Bernhard Tritsch. „Die Benutzeroberfläche für den Administrator ist zudem nahezu identisch.“
Quo Vadis Citrix? Der Weg in die Cloud
Deutlich spannender als die Migration auf das neue Server-Betriebssystem ist aktuell die Frage, wie die Cloud-Strategie von Citrix in Zukunft aussehen wird. Dabei steht vor allem die Partnerschaft von Citrix und Microsoft im Fokus. Microsoft hat im August den Azure RemoteApp Service abgekündigt – Citrix entwickelt nun die Nachfolgelösung XenApp Express, die Anfang 2017 erscheinen soll. Mit dem Citrix Service für die Azure Cloud könnte eine ähnliche Konstellation entstehen wie zwischen Microsoft Remote Desktop Services und XenApp/XenDesktop – nur eben in der Cloud.
Stephan Henseler von BIN-Control gab in seiner Session interessante Einblicke in die Cloud-Strategien von Citrix und Microsoft und zeigte, wie sich Citrix-Infrastrukturen schon heute in der Azure Cloud betreiben lassen. Er rechnet damit, dass 2017 zum „Azure-Jahr“ wird, und ist überzeugt, dass viele Citrix-Kunden mittelfristig einen Teil ihrer Infrastruktur in die Cloud auslagern werden („nicht weil es günstiger ist, sondern weil es sie flexibler macht und ihnen ermöglicht, nach Bedarf zu wachsen“). Deutlich wurde im Vortrag von Stephan Henseler aber auch, dass für den Schritt in die Cloud eine gründliche Vorbereitung notwendig ist und die zahlreichen Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Infrastrukturkomponenten genau betrachtet werden müssen.
Optimieren, Automatisieren, Cloudifizieren: Machen IT-Abteilungen sich am Ende selbst überflüssig, wenn der Betrieb von Services in Zukunft immer weniger administrativen Aufwand erfordert? Ganz im Gegenteil: Rolf Hansmann, bis vor kurzem Director Collaboration bei Sanofi, glaubt, dass auf die IT gerade jetzt viele neue spannende Aufgaben zukommen. Sie muss auf die Anforderungen einer komplett veränderten Arbeitswelt reagieren. In dieser Situation ist mehr denn je Innovationsbereitschaft gefragt: „Alleine durch Sparen kann nichts Neues entstehen – die IT muss stattdessen die Rolle des Gestalters und Vordenkers einnehmen, um echte Wettbewerbsvorteile für Unternehmen zu schaffen.“
Damit wird es auch im kommenden Jahr viel Diskussionsstoff für die DCUG geben. Roy Textor kündigte zum Abschluss der Veranstaltung an, dass die nächsten Roundtables im Februar starten. Die TecCon 2017 ist wieder für den Herbst in Kassel geplant.